Ein kurzer Lebenslauf von

Alexander Grothendieck

(Version Juli 2003)

 

1928: Alexander Grothendieck wird am 28.3.1928 in Berlin geboren. Seine Eltern sind Hanka Grothendieck (21.8.1900 — 16.12.1957) und Alexander Schapiro (6.8.1890 — 1942).

1928-33: Hanka Grothendieck mit ihren beiden Kindern Frode (genannt Maidi) und Alexander (genannt Schurik) und Alexander Schapiro leben zusammen in Berlin. Schapiro ist Straßenfotograf, Hanka zeitweise Journalistin.

1933: Gegen Ende des Jahres verlässt Schapiro Berlin und siedelt nach Paris über.

1934: Zu Beginn des Jahres folgt Hanka Grothendieck ihrem Lebensgefährten nach Paris und bringt Schurik bei der Hamburger Familie Heydorn unter.

1934-39: Schurik lebt in Hamburg-Blankenese, wird dort eingeschult und besucht später das Gymnasium in Blankenese. Schapiro und Hanka Grothendieck nehmen am Spanischen Bürgerkrieg teil, und leben an verschiedenen Orten in Frankreich.

1939: Auf Betreiben von Dagmar Heydorn wird etwa April/Mai Schurik nach Frankreich gebracht. Er wird zunächst von seinem Vater in Empfang genommen, lebt aber ab Sommer bei seiner Mutter in Nîmes.

1940-1942: Alexander lebt mit seiner Mutter in dem Internierungslager Rieucros bei Mende; er besucht das Gymnasium. Schapiro wird in das Lager Le Vernet gebracht und kommt 1942 in Auschwitz ums Leben.

1942-1944: Das Lager Rieucros wird aufgelöst, Hanka wird nach Gurs gebracht. Alexander findet Zuflucht in Le Chambon sur Lignon und besucht dort das Collège Cevenol, wo er seine Schulzeit mit dem Baccalaureat abschließt.

1945-1948: Grothendieck studiert Mathematik in Montpellier.

1948/49: Grothendieck verbring ein Jahr als Gasthörer in Paris und besucht das Séminaire H. Cartan.

1949-1953: Grothendieck studiert in Nancy bei Dieudonné und Laurent Schwartz. 1953 wird er in Nancy bei Schwartz promoviert.

1953/1954: Grothendieck ist in Sao Paulo in Brasilien und hält dort Vorlesungen über topologische Vektorräume.

1955: Das erste Halbjahr verbringt Grothendieck an der University of Kansas in Lawrence, Ka. Im August ist er in Chicago.

1959-1970: Grothendieck ist Professor am Institut des Hautes Études Scientifiques in Bures-sur-Yvette. In seinen Arbeiten stellt er die Algebraische Geometrie auf eine neue Grundlage. EGA Éléments de Géométrie Algébrique und SGA Séminaire de Géométrie Algébrique entstehen.

1966: Grothendieck erhält auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress in Moskau die Fields-Medaille. Aus politischen Gründen reist er nicht nach Moskau.

1970: In diesem Jahr zieht sich Grothendieck nach eigenem Bekunden aus der Mathematik zurück. Er entwickelt ökologische, philosophische und religiöse Interessen. Er gründet die Gruppe Survivre und wendet sich dem Buddhismus zu.

1970-73: Grothendieck ist erst Gastprofessor am Collège de France in Paris, dann an der Universität in Orsay.

1973: Grothendieck nimmt eine Professur an der Universität Montpellier an.

1973-84: Er hält mit einigen Unterbrechungen regelmäßig Vorlesungen in Montpellier. Bis etwa 1980 lebt er in Villecun bei Lodeve, danach in der Nähe von Mormoiron bei Carpentras.

1984-88: Er übernimmt eine Stelle als „directeur de recherches" am CNRS. In den Jahren 1983 bis 1985 schreibt er Recoltes et Semailles.

1980-90: Grothendieck schreibt umfangreiche „Meditationen" über mathematische und nicht-mathematische Themen, u.a. A la poursuite des champs, La longue marche à travers la théorie de Galois, Esquisse d´un programme, Recoltes et Semailles, La clef des songes, Les derivateurs. Er bricht zunehmend alle Kontakte zu früheren Kollegen, Mitarbeitern und Schülern ab.

1988: Grothendieck wird mit dem Crafoord Preis ausgezeichnet, den er jedoch ablehnt. Er scheidet am 1.10. offiziell aus dem Universtäts-Dienst aus.

1991: Im August siedelt Grothendieck nach ********** über und lebt dort völlig zurückgezogen. Er beschäftigt sich mit religiösen und philosophischen Meditationen und wünscht keinerlei Kontakte zu anderen Menschen.